Ausgelöst durch die Industrialisierung führte der massenhafte Zuzug von Arbeitern in die Städte zu einer großen Wohnungsnot, die sich besonders während der Wirtschaftskrise zuspitzte. Um Arbeiterfamilien bezahlbaren Wohnraum nahe den Fabriken zur Verfügung zu stellen, wurden die Städte aktiv. So entstanden in Frankfurt von 1925 bis 1930 unter dem Architekten und Siedlungsdezernenten Ernst May mehrere Wohnsiedlungen mit rund 12.000 Wohnungen, die bis heute genutzt werden – das Neue Frankfurt.
Teil dieser Wohnungen war die berühmte „Frankfurter Küche“ der Architektin Margarete Schütte-Lihotzky, die zu den wichtigsten Designlösungen des 20. Jahrhunderts zählt. Im Neuen Frankfurt war von den Wohnbauten und ihren Grundrissen über die Innenausstattung bis hin zu den Hausnummern alles normiert und nach funktionalen Gesichtspunkten ausgerichtet.
Die Konsequenz der Gestaltung beeindruckt; doch zeigen sich an der strikten Normierung auch diskussionswürdige ideologische Ansätze zur Prägung eines sog. „Neuen Menschen“. Das Engagement der Städte zur Bereitstellung bezahlbarer Wohnungen dagegen ist eine Lösung, die wir durchaus wieder brauchen könnten.
Prof. Dr. Elke Katharina Wittich
studierte Kunstgeschichte, klassische Archäologie, neuere deutsche Literatur und historische Musikwissenschaft an der Universität Hamburg. Ihre Schwerpunkte sind Lehrbücher der Architektenausbildung und Stadtentwicklung als Frage des Gemeinwohls. Seit 2021 leitet sie die Zentrale Einrichtung für Weiterbildung.
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