Die mythische Figur des Eros in Platos Symposion, die Figur des Hirten in Nietzsches Also sprach Zarathustra und das auditive Erleben des Glockenklangs in Kafkas Schloß-Roman akzentuieren verschiedene Seiten einer spirituellen Dimension, die – wenn auch oft vergessen – zum menschlichen Dasein als solchem gehört. Die besondere Struktur des menschlichen Daseins ermöglicht in einem existentiellen Akt das Hinaustreten aus der unmittelbaren Daseinsfürsorge in den Horizont einer ekstatischen Transzendenz. In ihm ist das, was vom Menschen auf Grund seines Zeitbewusstseins hinsichtlich von Leben und Tod ersehnt wird, nicht bestimmbar. Als eine Mystik der Sehnsucht im Reich der Seele ist dieses Unbestimmte geheimnisvoll.
Diesem nicht Nichtdefinierbaren können wir uns nicht entziehen. In der rationalen Reflexion unterscheidet es sich jedoch von bestimmbaren sprachlichen Bedeutungen – wie an den Werken von Plato, Nietzsche und Kafka zu zeigen sein wird. Den Zugang zu ihnen zu ebnen und damit das Unbestimmbare und unsere Sehnsucht danach begreifbar zu machen, soll Gegenstand dieses Vortrags sein.
Prof. Dr. Wiebrecht Ries
studierte Philosophie und Germanistik in Basel, Tübingen und Heidelberg. Seit 1978 lehrt er als Professor für Philosophie an der Leibniz Universität Hannover. Seine Forschungsschwerpunkte sind Geschichte der Philosophie; insbesondere Antike (Platon), Ästhetik der Moderne (Kafka) sowie Nietzsche.
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30159 Hannover