Ehebruch und Schuld gehören rechtlich bis ins zwanzigste Jahrhundert und teilweise auch noch heute zusammen. So entfällt z.B. in Deutschland der Schuldaspekt bei Ehescheidungen erst 1977.
Um so erstaunlicher ist es, dass die Heldinnen der großen Ehebruchsromane des 19. Jahrhunderts (Flaubert: Madame Bovary, Tolstoi: Anna Karenina, Fontane: Effi Briest) nicht moralisch verurteilt, sondern mit Empathie und Sympathie für ihre Leidenschaft dargestellt werden.
Wie kommt es zu diesem Vorlauf der Literatur gegenüber dem Recht (und dem Leben)? Das ist die zentrale Frage des Vortrags, die anhand der Erzählkonzepte des literarischen Realismus beantwortet werden soll.
Prof. Dr. Hans Sanders
studierte Romanistik, Philosophie und Germanistik in Bonn; Geschichte und Soziologie in Bremen. Seine Habilitationsschrift wurde mit dem Köhler-Friedrich-Preis ausgezeichnet. Danach Heisenbergprofessor an der Universität Hamburg. Seit 1989 lehrt er Romanische Philologie an der Leibniz Universität Hannover.
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