Die Verwunderung war groß, als zu Beginn der 1950er die ersten Berichte über das amerikanische Do it yourself in Westdeutschland erschienen. Warum war ausgerechnet die „Überflussgesellschaft“ der USA sich nicht zu fein dafür, selber zu streichen, Teppiche zu verlegen, ja sogar Möbel selbst zu bauen? Waren sich damals Journalisten und organisiertes Handwerk sicher, dass es sich dabei nur um eine weitere „US-Verrücktheit“ handeln könne, stellte sich diese Prognose als fundamental falsch heraus: Auch die Bundesrepublik wurde zu einem „Volk von Bohrern und Bastlern“.
Wie wurde aus einer kritisch beäugten Aktivität amerikanischer Vorstadtbewohner eine auch in Westdeutschland immer breiter akzeptierte und spätestens seit den 80ern gesellschaftliche Normalität gewordene Freizeitbeschäftigung? Wie entwickelte sich der Einzelhandel unter dem Einfluss der sog. „Do it yourself-Bewegung“ von der kleinteiligen Bedarfsbefriedigung in Eisenwarenhandlungen bis zu großflächigen Bau- und Heimwerkermärkten?
Wie stellten sich Industrieunternehmen auf die neue Nachfrage ein? Welche Geschlechterrollen bot das Heimwerken an und wie wurden diese umgesetzt beziehungsweise auch gebrochen? Und wie verhält sich das Heimwerken zu den beiden zentralen Elementen der persönlichen Selbstdefinition im 20. Jahrhundert: Arbeit und Freizeit?
Dr. Jonathan Voges
studierte in Hannover und St. Louis Geschichte und Germanistik. 2015 legte er seine Dissertation zum Heimwerken in der Bundesrepublik Deutschland aus sozial-, konsum- und unternehmenshistorischer Perspektive vor. Seit 2016 arbeitet er am Historischen Seminar der Leibniz Universität Hannover. Sein Schwerpunkt liegt vor allem auf konsumgeschichtlichen Themen.
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