Komponisten zwischen Kaiser und Volk, zwischen Unterhaltungsauftrag und Propaganda
Zu allen Zeiten nahmen Kaiser, Könige oder Volksführer Komponisten in Dienst, damit diese durch Konzert, Oper und Ballett den Ruhm der Herrscher mehren und verbreiten. Ludwig XIV. hieße nicht der „Sonnenkönig“, wenn ihn nicht sein Hofkomponist Lully dazu gemacht hätte. Katharina die Große förderte nicht etwa einheimische Kunst, sondern sie ließ angesagte italienische Tonsetzer an ihren Hof bringen, und Mozart hätte ohne kaiserliche Aufträge weder eine „Entführung aus dem Serail“ noch einen „Don Giovanni“ komponieren können. Derselbe Mozart aber hat in seiner „Hochzeit des Figaro“ verbrämt durch eine scheinbar harmlose Komödie das Ende des Adels propagiert. Verdi und Wagner haben im 19. Jahrhundert zwar den einen oder anderen Festmarsch für Herrscher komponiert, vor allem aber haben sie durch ihre Werke auf der Bühne prototypische Fürsten gezeigt,
wie sie sein sollten, nicht wie sie in der Realität waren. Im 20. Jahrhundert kehrten die Despoten zurück, die sich wie in alten Zeiten „Duce“ oder „Führer“ nannten und die Komponisten wie Richard Strauss, Pietro Mascagni oder Franz Lehár für ihre Zwecke missbrauchten. Die Losung jetzt war: Massen durch Masse überwältigen. Und so ließ sich Mussolini von Mascagni Beethovens „Neunte“ einrichten, in der dann ein 1000-köpfiger Chor „Freude, schöner Götterfunken“ sang. Diese Fassung hat ebenso wenig überlebt wie das entsprechende Reich im Nachbarland. Dr. Sabine Sonntag wird bei ihrem Vortrag ausgewählte Beispiele vorstellen, wie immer mit vielen Musik- und Filmbeispielen und sich dabei am Motto der SommerUni „Freiheit“ orientieren.
Dr. Sabine Sonntag
studierte Opernregie in Hamburg. Sie war lange Jahre Dramaturgin, Regisseurin und stellvertretende Intendantin der Staatsoper Hannover. Heute lehrt sie an der HMTMH. Sie unterrichtet dort historische Musikwissenschaft mit Schwerpunkt Musiktheater.
Termin | Do 05.09.2024 |
Zeit | 9:30 – 13:00 Uhr |
Ort | Hörsaal Kesselhaus (A001), Gebäude 1208, Schloßwender Straße 5 |
Beitrag | 22 € |