Kunstwerke gelten in Deutschland in öffentlichen Diskursen, in Institutionen wie Schulen und Museen, in Kunstzeitschriften und Katalogen als „Wert an sich“, geschaffen durch eine „geniale Künstlerpersönlichkeit“. Eher stiefmütterlich werden dabei die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen berücksichtigt, wobei diese vorwiegend als „Entstehungskontext“ abgehandelt werden. Die Verflechtung von Gesellschaft und Kunst wird nur oberflächlich registriert. Ein weiterer, nicht weniger einflussreicher Diskurs, thematisiert das Paradigma „Kunst ist, was gefällt“. Als wichtig wird hier die „freie Interpretation und Assoziation“ gesetzt. Dieser missglückte Versuch einer Kritik am bürgerlichen Kunstverständnis findet vor allem seinen Nachhall in pädagogisch motivierten Kontexten. Wie diese dominanten Diskurse das hiesige Kunstverständnis prägen, wird im Vortrag kritisch erörtert. Demgegenüber wird eine Lesart von Kunstwerken vorgeschlagen, die diese explizit als untrennbaren Teil von Gesellschaft versteht und interpretierbar macht. Dies lässt sich anhand von Beispielen aus der Pop Art, dem Expressionismus sowie zeitgenössischer Werke demonstrieren.
Dr. Karolina Kempa
studierte Philosophie und Soziologie in Hannover. Ihre Schwerpunkte sind Kultur- und Kunstsoziologie, Gender Studies sowie Soziologie sozialer Ungleichheit. Derzeit arbeitet sie in der Kooperationsstelle Hochschulen & Gewerkschaften Hannover-Hildesheim.
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30159 Hannover
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