Wer meint, die herausragende kulturhistorische Bedeutung Herrenhausens begründe sich einzig auf der barocken Gartenanlage oder der Großen Fontäne, der irrt sich. Im Großen Garten liegt auch ein immaterielles, geistiges Erbe verborgen. Einst ließ sich hier der Universalgelehrte G. W. Leibniz zu seiner Metaphysik inspirieren. Dabei spiegelte der mathematisch-geometrische Garten die Geisteshaltung der Zeit: Alles war in Maß und Zahl geordnet, sowie auch Gott die Welt nach einem göttlichen Plan geschaffen hatte, der von rationalen Prinzipien durchwalltet war. Beim Spaziergang im Großen Garten hatte Leibniz die sel- tene Gelegenheit, persönlich mit der klugen Kurfürstin Sophie zu plaudern. Sie stellte ihm viele Fragen: Haben Tiere eine Seele? Was macht das Wesen der Natur und der Wirklichkeit aus? Lassen sich zwei identische Blätter im Garten finden? In seinen Antworten lotete Leibniz die Grenzen des Wissens seiner Zeit aus und fand seine Beispiele auch in der Natur. In der Atmosphäre des Großen Gartens entfaltete sich eine der tiefsinnigsten, aufregendsten und faszinierendsten Theorien in der Philosophiegeschichte dazu, was die Welt im Innersten zusammenhält. Sich davon inspirieren zu lassen, lohnt sich auch heute.
Dr. Ariane Walsdorf
studierte Kunstgeschichte und Deutsche Philologie in Göttingen. Ihr Forschungsschwerpunkt ist Gottfried Wilhelm Leibniz. An der Universität betreut sie die Sammlung mathematischer und technischer Modelle seiner Erfindungen.
Termin | Mo 11.09.2023 |
Zeit | 18:00 bis 19:30 Uhr |
Ort | Königlicher Pferdestall, Appelstraße 7 |
Beitrag | 12 € |